Die Europäische Union und ihre Grenzen

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Die Europäische Union und ihre Grenzen

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Wann warst du zuletzt außerhalb von Deutschland? Es ist wahrscheinlich, dass die meisten in deiner Klasse nicht ihr gesamtes Leben ausschließlich hier verbracht haben. Einige haben möglicherweise Urlaub im Ausland gemacht oder Verwandte und Freunde dort besucht. Je nachdem, wohin im Ausland die Reise ging, war möglicherweise ein Reisepass erforderlich. Übrigens genießen Personen mit einem deutschen Reisepass eine der größten Reisefreiheiten weltweit.

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Im Podcast 'Schere Stein Politik' von der Bundeszentrale für politische Bildung diskutieren Lilith Jogwer und Zoe Bauer über den deutschen Reisepass und die Vorteile, die er seinen Besitzerinnen und Besitzern bringt. Höre hier einen Ausschnitt.

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https://www.bpb.de/mediathek/podcasts/schere-stein-politik/539541/schere-stein-politik-der-reisepass/

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Aufgabe

Lilith Jogwer und Zoe Bauer reden über Erfahrungen, die sie mit ihren deutschen Reisepässen gemacht haben. Vielleicht hast auch du schon einmal eine besondere Erfahrung bei der Ein- oder Ausreise gemacht. Notiere sie hier.

Information für Lehrkräfte

Umfrage zum Reisepass

An dieser Stelle bietet sich als Einstieg in das Thema „Freizügigkeit im Schengen-Raum“ eine Umfrage in der Klasse an. Dabei soll erfragt werden:

  • wie viele schon im Ausland gewesen sind;
  • wie viele einen Reisepass besitzen;
  • wie viele davon einen deutschen Reisepass haben.
  • Falls die Zahl derjenigen mit Auslandserfahrung höher ist als die Zahl derjenigen mit Reisepass: Benennt mögliche Gründe dafür.

Bitte entscheiden Sie, ob diese Übung für Ihre Klasse geeignet ist.

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Es könnte sein, dass nicht jeder, der schon einmal im Ausland war, einen Reisepass besitzt. Zum Beispiel hat der Autor dieses Moduls keinen. Das liegt daran, dass er bisher nur in anderen Ländern der Europäischen Union (EU) unterwegs war. Dort kann man auch mit dem Personalausweis einreisen. Selbst ohne Reisepass haben Deutsche also eine beträchtliche Reisefreiheit in Europa.

So einfach war das Reisen nicht immer. In diesem Kapitel wirst du lernen, wie und warum die EU entstanden ist, welche Freiheiten und Werte mit ihr verbunden sind und wie es um die Freiheit von Menschen steht, die aus dem Ausland in die EU einreisen möchten.

Gemeinsame Interessen: Die Entstehung der Europäischen Union

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Ein Trümmerbeseitigungstrupp in Leipzig posiert für ein Bild im Jahr 1949.
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Urheber: Rössing, Deutsche Fotothek

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Fotothek_df_roe-neg_0001374_003_Gruppenbild_eines_Tr%C3%BCmmerbeseitigungstrupps.jpg

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Menschen klettern über eine zerstörte Brücke in Florenz im Jahr 1944.
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Urheber: Imperial War Museums UK, Public Domain

https://garystockbridge617.getarchive.net/amp/de/media/crossing-ruined-ponte-alle-grazia-in-florence-1944-663645

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Im Jahr 1945 herrschte in Europa eine völlig andere Realität als heute. Die meisten Länder hatten im 2. Weltkrieg gegeneinander gekämpft und sich als Feinde gegenübergestanden. Zerstörung, Armut, Flucht und Vertreibung waren das Resultat. Nazi-Deutschland wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion kontrolliert wurden. Die Siegermächte wollten sicherstellen, dass Deutschland keine Bedrohung mehr darstellte. Um dieses Ziel zu erreichen, musste eine neue Ordnung zwischen den Nationen geschaffen werden.

Ein überraschender Vorschlag kam 1950 aus Frankreich, einem langjährigen Rivalen des Deutschen Reichs. Statt weiterhin auf Feindschaft zu setzen, schlug Frankreich vor, dass Deutschland und Frankreich enger wirtschaftlich zusammenarbeiten sollten – gemeinsam mit anderen europäischen Staaten.

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Aufgabe

Ließ die Schuman-Erklärung in Element 7. Analysiere, welche Motive für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) darin angeführt werden.

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Schuman-Erklärung 1950

Auszüge aus der Rede des französischen Außenministers, Robert Schuman, in der er die Schaffung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorschlägt

Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen. Der Beitrag, den ein organisiertes und lebendiges Europa für die Zivilisation leisten kann, ist unerläßlich für die Aufrechterhaltung friedlicher Beziehungen. Frankreich, das sich seit mehr als zwanzig Jahren zum Vorkämpfer eines Vereinten Europas macht, hat immer als wesentliches Ziel gehabt, dem Frieden zu dienen. Europa ist nicht zustande gekommen, wir haben den Krieg gehabt.

Europa läßt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen. Die Vereinigung der europäischen Nationen erfordert, daß der Jahrhunderte alte Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland ausgelöscht wird. Das begonnene Werk muß in erster Linie Deutschland und Frankreich erfassen.

Zu diesem Zweck schlägt die französische Regierung vor, in einem begrenzten, doch entscheidenden Punkt sofort zur Tat zu schreiten.

Die französische Regierung schlägt vor, die Gesamtheit der französisch-deutschen Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde zu unterstellen, in einer Organisation, die den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offensteht. Die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion wird sofort die Schaffung gemeinsamer Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung sichern – die erste Etappe der europäischen Föderation – und die Bestimmung jener Gebiete ändern, die lange Zeit der Herstellung von Waffen gewidmet waren, deren sicherste Opfer sie gewesen sind.

Die Solidarität der Produktion, die so geschaffen wird, wird bekunden, daß jeder Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich ist. Die Schaffung dieser mächtigen Produktionsgemeinschaft, die allen Ländern offensteht, die daran teilnehmen wollen, mit dem Zweck, allen Ländern, die sie umfaßt, die notwendigen Grundstoffe für ihre industrielle Produktion zu gleichen Bedingungen zu liefern, wird die realen Fundamente zu ihrer wirtschaftlichen Vereinigung legen.

Diese Produktion wird der gesamten Welt ohne Unterschied und Ausnahme zur Verfügung gestellt werden, um zur Hebung des Lebensstandards und zur Förderung der Werke des Friedens beizutragen. [...]

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Du kennst jetzt den Kontext, in dem die Europäischen Union entstanden ist. Betrachte nun die folgende Zeitleiste, die weitere Meilensteine auf dem Weg zu heutigen EU zeigt.

Stell dir dabei vor, du wärst Regierungschefin oder Regierungschef eines fiktiven europäischen Landes: Denke über die Vor- und Nachteile eines Beitritts zur EU nach und mache dir entsprechende Notizen. Diese brauchst du, um die nächsten Aufgabe zu bearbeiten

Die Entstehung der Europäischen Union

Information für Lehrkräfte

Video über Meilensteine auf dem Weg zur heutigen EU

Ergänzend zur „Timeline“ kann an hier dieses 14-minütige Video über die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur EU in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext gezeigt werden:

Die Geschichte der Europäischen Union I Geschichte
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Würdest du als Regierungschefin oder -chef in die EU eintreten wollen? Um das zu entscheiden, solltest du auch die wichtigsten Institutionen der EU kennen. Über die kannst du jetzt mehr lernen.

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Wie funktioniert die EU?

Überblick über ihre wichtigsten Institutionen

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Urheber: Rat der EU

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Council_of_the_EU_and_European_Council.svg

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Der Europäische Rat setzt sich aus den Staats- und Regierungschefs der EU zusammen. Sie kommen mindestens viermal im Jahr zusammen, um wichtige Entscheidungen für Europa zu treffen, wie zum Beispiel die Einführung der gemeinsamen Währung Euro.

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Urheber: Europäisches Parlament

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:EP_logo_CMYK_DE.svg

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Das Europäische Parlament wird alle fünf Jahre von EU-Bürgern gewählt. Diese Institution beschließt gemeinsam mit dem Rat der EU neue Gesetze. Der Rat der EU besteht aus Ministern der EU-Länder, die je nach Thema variieren. Die Mitglieder des Rates entscheiden normalerweise im Sinne ihres Landes.

Das Europäische Parlament wird alle fünf Jahre von den Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Union gewählt. Diese Institution arbeitet gemeinsam mit dem Rat der EU an der Verabschiedung neuer Gesetze. Der Rat der Europäischen Union setzt sich aus Ministern der EU-Länder zusammen, deren Zusammensetzung je nach Thema variieren kann. Die Mitglieder des Rates treffen normalerweise Entscheidungen im Interesse ihres eigenen Landes.

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Urheber: Europäische Kommission

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Europaeische_Kommission_logo.svg?uselang=de#Lizenz

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Die Europäischen Kommission erarbeitet die Gesetzesvorschläge, über die die oben genannten Institutionen entscheiden. Jedes EU-Land stellt eine Kommissarin oder einen Kommissar für die Kommission. Sie werden vom Parlament gewählt und sollen unabhängig – also im Interesse von ganz Europa – handeln.

Die Kommission überwacht auch, ob EU-Länder die Gesetze einhalten. Bei Verstößen kann sie Strafen verhängen oder Klagen beim Europäischen Gerichtshof einreichen. Dieser Gerichtshof, mit einem Richter pro EU-Land, löst Rechtsstreitigkeiten zwischen den Ländern und überwacht die Einhaltung des EU-Rechts.

Information für Lehrkräfte

Vertiefung: Wie funktioniert die EU?

Ergänzend zum „Überblick über die wichtigsten Institutionen“ kann an dieser Stelle dieses kurzes Video von Phoenix gezeigt werden:

Europa: Wie funktioniert die EU?
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Ein wesentlicher Grund für Robert Schumann, sich für die Vereinigung Europas einzusetzen, war die Schaffung und Sicherstellung des Friedens. Im Jahr 2012 scheint sein Ziel erreicht worden zu sein: die Europäische Union erhielt den Friedensnobelpreis erhält. Jedoch wurde spätestens seit dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine im Februar 2022 wieder Krieg in Europa entfacht. Zwar ist die Ukraine kein Mitglied der EU, aber sie strebt eine Mitgliedschaft an. Deshalb erhält die Ukraine Unterstützung von der EU, beispielsweise durch Waffenlieferungen oder die Aufnahme ukrainischer Geflüchteter. Diese Ereignisse sind wichtig zu berücksichtigen, wenn man sich mit der EU als Friedensgemeinschaft auseinandersetzt.

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Die EU als Wertegemeinschaft

Artikel 2 des EU-Vertrags benennt die wichtigsten Grundwerte

Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.

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Aufgabe

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Vertiefung

Warum hat die EU 2012 den Friedensnobelpreis bekommen?

Auszug aus der Begründung des norwegischen Nobelkomitees

Die Union und ihre Vorgänger haben über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen. Seit 1945 ist diese Versöhnung Wirklichkeit geworden.

Das furchtbare Leiden im Zweiten Weltkrieg zeigte die Notwendigkeit eines neuen Europa. Über 70 Jahre hatten Deutschland und Frankreich drei Kriege ausgefochten. Heute ist Krieg zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar. Das zeigt, wie historische Feinde durch gut ausgerichtete Anstrengungen und den Aufbau gegenseitigen Vertrauens enge Partner werden können. In den 80er-Jahren sind Griechenland, Spanien und Portugal der EU beigetreten. Die Einführung der Demokratie war Voraussetzung für ihre Mitgliedschaft. Der Fall der Berliner Mauer machte den Beitritt möglich für mehrere zentral- und osteuropäische Staaten. Dadurch wurde eine neue Ära der europäischen Geschichte eingeleitet. Die Teilung zwischen Ost und West ist in weiten Teilen beendet. Die Demokratie wurde gestärkt. Viele ethnisch bedingte Konflikte wurden gelöst. [...]

Die EU erlebt derzeit ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten und beachtliche soziale Unruhen. Das Norwegische Nobelkomitee wünscht den Blick auf das zu lenken, was es als wichtigste Errungenschaft der EU sieht: den erfolgreichen Kampf für Frieden und Versöhnung und für Demokratie sowie die Menschenrechte; die stabilisierende Rolle der EU bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem des Friedens. 

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Vertiefung

Europa zehn Jahre nach dem Nobelpreis

Die Politologin Ursula Schröder betrachtet die Lage der EU im Juni 2022

Der russische Krieg in der Ukraine hat die europäische Friedens- und Sicherheitsordnung in Schutt und Asche gelegt. Er zeigt uns, dass Frieden und Sicherheit in Europa nicht selbstverständlich sind, sondern immer wieder neu errungen werden müssen. [...] Der Krieg in Europa ist hierbei kein singuläres Ereignis, das die alte Ordnung plötzlich und unerwartet umstößt. Er wirkt eher wie ein Brandbeschleuniger für eine Neuordnung Europas und der Welt, die sich schon lange angekündigt hat. Anzeichen für eine turbulente Phase krisenhafter Umbrüche werden seit Jahren in der öffentlichen Debatte und in der Forschung verhandelt. Akute Krisen wie der Ukraine-Krieg und die steigende Anzahl an Gewaltkonflikten weltweit verbinden sich mit langsameren Umbrüchen wie dem Aufstieg populistischer und antidemokratischer politischer Strömungen und den globalen Herausforderungen des Klimawandels und der Pandemie. [...]

Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass Europa sich politisch neu erfinden muss, um in einer krisenhaften Welt Bestand zu haben. Noch 2012 erhielt die Europäische Union den Friedensnobelpreis für ihr Friedensprojekt der politischen Integration Europas nach innen. Derzeit ist die EU starken Fliehkräften unterworfen, die die politische Einheit dieses Projekts gefährden. Die lange stagnierende EU-Erweiterung unter anderem um die Staaten des Westbalkans und die Blockade zentraler politischer Vorhaben durch einige EU-Mitgliedsstaaten deuten auf eine Krise des Projekts der politischen Integration Europas hin. [...] Dieser Krieg muss ein Weckruf sein, um der notwendigen tieferen politischen Integration Europas jetzt neuen Schwung zu verleihen. Europa muss sich hierbei auf seine Stärken besinnen, auf seine politische Integration nach innen, um auch nach außen stärker und einheitlicher auftreten zu können. [...]

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Aufgabe

  1. Benenne die Gründe des norwegischen Nobelkomitees, die für die Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU sprechen. Beschreibe, welches Bild der EU dort gezeichnet wird.
  2. Der Zeitstrahl oben endet mit dem Jahr 2012 und einem Erfolg für die EU. Doch natürlich geht die Geschichte der EU weiter. Diskutiere mit deinen Mitschülerinnen und Mitschülern, inwiefern die EU dem von ihr gezeichneten Bild in der Begründung des Nobelkomitees heute entspricht.
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Reisen und Ausflüge in andere Länder können auch per Schiff unternommen werden. Die Grenzen vieler Staaten verlaufen nicht nur auf dem Land, sondern auch im Wasser. Manchmal markieren Flüsse sogar die Grenzen, wie zum Beispiel bei der Mosel. Interessanterweise wurde auf der Mosel die erste wichtige Regelung zu den Binnengrenzen der EU unterzeichnet. Das ist das Thema, dem du dich nun zuwenden sollst.

Gemeinsame Binnengrenzen

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Das Bild zeigt ein Schiff unter deutscher Flagge, auf dem Regensburg steht.
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Urheber: Hans100

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kreuzhof_-_panoramio_-_Hans100_(2).jpg

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Auf diesem Schiff wurde 1985 das Schengener Übereinkommen unterzeichnet. Das Schiff, das damals noch Princesse Marie-Astrid hieß, ist damit der eigentliche Gründungsort des Schengen-Raums.

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Im Video wird die Entstehung des Schengen-Raums erklärt. Insbesondere geht es um die Veränderung der Debatten über Grenzen. Sieh dir das Video an und mach dir Notizen zu den Stichworten „Wirtschaft“ und „Kriminalität“. Anschließend kannst du die Aufgabe unter dem Video bearbeiten.

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© Digitale Lernwelten GmbH

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Aufgabe

Nimm Stellung zu folgenden Thesen. Begründe deine Antwort

  • These 1: Damit die Wirtschaft sich positiv entwickeln kann, ist ein hohes Maß Freizügigkeit nötig. Darum sollten möglichst wenig Grenzkontrollen stattfinden.
  • These 2: Um Kriminalität zu bekämpfen, sind Grenzkontrollen sind unbedingt notwendig. Darum sollten möglichst viele Grenzkontrollen stattfinden.
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Zusätzlich zur Freizügigkeit innerhalb der EU genießen Deutsche aufgrund ihres Reisepasses eine erhebliche Reisefreiheit. Das bedeutet, dass sie relativ unkompliziert in andere Länder einreisen können. Im Gegensatz dazu haben Menschen mit einem irakischen Reisepass beispielsweise deutlich größere Schwierigkeiten. Woran liegt das?

Hör dir dazu einen weiteren Ausschnitt aus der Podcast-Folge vom Beginn dieses Kapitels an.

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In diesem Ausschnitt aus der Podcast-Folge von 'Schere Stein Politik' wird der deutsche Reisepass mit anderen verglichen.

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https://www.bpb.de/mediathek/podcasts/schere-stein-politik/539541/schere-stein-politik-der-reisepass/

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Bisher hast du dich hauptsächlich mit den Bürgerinnen und Bürgern der EU beschäftigt. Sie genießen viele Freiheiten. Ist es da verwunderlich, dass diese Freiheiten attraktiv wirken für Menschen außerhalb der EU, gerade wenn sie in ihrem Herkunftsland keine gute Zukunftsperspektive für sich sehen?

Gemeinsame Außengrenzen

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Die Situation in Europa hat sich seit 1945 grundlegend verändert. Statt Trümmern und Armut herrschen heute überwiegend Frieden und Wohlstand. Flucht und Vertreibung werden von den meisten Europäern heute als etwas wahrgenommen, das von außerhalb kommt. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg war das anders, denn damals gab es viele europäische Flüchtlinge, wie zum Beispiel Deutsche aus Ostpreußen. Um diese Menschen zu schützen, wurde 1951 die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) ins Leben gerufen. 1967 wurde sie durch ein Protokoll erweitert, das ihren Anwendungsbereich sowohl zeitlich als auch geografisch ausdehnte. Auch heute ist die Definition eines Flüchtlings ein zentraler Bestandteil des Völkerrechts.

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Wer ist ein Flüchtling?

Die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) definiert in Artikel 1 A 2

Im Sinne dieses Abkommens findet der Ausdruck „Flüchtling“ auf jede Person Anwendung [...], die [...] aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will; oder die sich als Staatenlose infolge solcher Ereignisse außerhalb des Landes befindet, in welchem sie ihren gewöhnlichen Aufenthalt hatte, und nicht dorthin zurückkehren kann oder wegen der erwähnten Befürchtungen nicht dorthin zurückkehren will.

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Die EU gewährt ein Recht auf Asyl und stützt sich dabei auf die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK). Das wichtigste Abkommen innerhalb der EU zur Bearbeitung von Asylanträgen ist das nach seinem Unterzeichnungsort benannte Dublin-Abkommen. Es wurde 1990 unterzeichnet und trat 1997 in Kraft. Es bestimmt, dass derjenige EU-Staat für das Asylverfahren zuständig ist, in den eine asylsuchende Person zuerst eingereist ist. Wird der Antrag in diesem Staat abgelehnt, kann die Person in keinem anderen EU-Land Asyl erhalten. Dadurch sind Mittelmeerstaaten wie Spanien, Italien und Griechenland deutlich häufiger für Asylverfahren zuständig als zum Beispiel Deutschland oder die Benelux-Staaten.

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In der Praxis führt dies oft dazu, dass Länder mit einer großen Zahl an Flüchtlingen überfordert sind und nicht alle erfassen können. An den Außengrenzen der EU sind die Flüchtlingslager immer wieder dramatisch überbelegt. Außerdem funktionieren die Asylsysteme in den Mitgliedsstaaten unterschiedlich, obwohl es Versuche gab, dies zu ändern. Bisher gibt es keinen verbindlichen Mechanismus zur Weiterverteilung von Schutzsuchenden innerhalb der EU.

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Das Recht auf Asyl in der EU

Artikel 18 und 19 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union

Artikel 18 Asylrecht

Das Recht auf Asyl wird nach Maßgabe des Genfer Abkommens vom 28. Juli 1951 und des Protokolls vom 31. Januar 1967 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge sowie nach Maßgabe des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (im Folgenden „die Verträge“) gewährleistet.

Artikel 19 Schutz bei Abschiebung, Ausweisung und Auslieferung

(1) Kollektivausweisungen sind nicht zulässig.

(2) Niemand darf in einen Staat abgeschoben oder ausgewiesen oder an einen Staat ausgeliefert werden, in dem für sie oder ihn das ernsthafte Risiko der Todesstrafe, der Folter oder einer anderen unmenschlichen oder erniedrigenden Strafe oder Behandlung besteht.

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Das Recht auf Asyl in Deutschland

Artikel 16a Abs. 1 und 2 Grundgesetz

(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.

(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist. Die Staaten außerhalb der Europäischen Gemeinschaften, auf die die Voraussetzungen des Satzes 1 zutreffen, werden durch Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, bestimmt. In den Fällen des Satzes 1 können aufenthaltsbeendende Maßnahmen unabhängig von einem hiergegen eingelegten Rechtsbehelf vollzogen werden.


Anmerkungen:
Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge:
Damit ist die Genfer Flüchtlingskonvention gemeint.
Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten:
 auch bekannt als Europäische Menschenrechtskonvention.

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Aufgabe

  1. Zu Beginn ging es um das Thema Reisen. Nun widmen wir uns dem Thema Asylsuchende. Nenne mögliche Gründe, warum Menschen nach Europa fliehen. Überlege auch, was dich selbst dazu bewegen könnte, deinen Heimatort zu verlassen.
  2. Das Asylrecht in der EU und in Deutschland bezieht sich auf die Genfer Flüchtlingskonvention. Überprüfe, wie viele deiner genannten Gründe mit der Definition eines Flüchtlings in dieser Konvention übereinstimmen.
  3. Jedes Jahr suchen Menschen in Deutschland Asyl. Arbeitet in Gruppen und entwickelt Ideen, wie ihr ein Asylverfahren gestalten würdet.
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Vergleiche nun, wie ein Asylverfahren in Deutschland tatsächlich abläuft. Es folgt einer festgelegten Reihenfolge. Am Ende des Verfahrens können unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden, die du im nächsten Abschnitt findest.

Das Asylverfahren in Deutschland
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Freizügigkeit (Art. 45 der EU-Grundrechte-Charta)

(1) Die Unionsbürgerinnen und Unionsbürger haben das Recht, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten.

(2) Staatsangehörigen von Drittländern, die sich rechtmäßig im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats aufhalten, kann nach Maßgabe der Verträge Freizügigkeit und Aufenthaltsfreiheit gewährt werden.

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:12012P/TXT

Wohn- und Residenzpflicht


Asylsuchende müssen während ihres laufenden Verfahrens bestimmte Pflichten erfüllen. In den ersten Monaten sind sie meistens verpflichtet, in einer Erstaufnahmeeinrichtung zu wohnen (Wohnpflicht). In dieser Zeit gilt auch die sogenannte Residenzpflicht, was bedeutet, dass sie die Stadt oder den Landkreis, in dem sie untergebracht sind, nur mit behördlicher Erlaubnis verlassen dürfen. Dies gilt auch für kurze Reisen.

Das bedeutet, dass Asylsuchende in den ersten Monaten in der Regel auf das Gebiet beschränkt sind, in dem sich die für sie zuständige Ausländerbehörde befindet. Die Residenzpflicht gilt auch für Geduldete mindestens drei Monate lang und für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsstaaten sogar bis zum Abschluss ihres Verfahrens.

https://www.asyl.net/themen/asylrecht/asylverfahren/pflichten-von-asylsuchenden

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Aufgabe

EU-Bürgerinnen und Bürger genießen bei der Freizügigkeit andere Rechte als Menschen aus Nicht-EU-Ländern, insbesondere Asylsuchende. Beurteile, ob diese unterschiedliche Behandlung gerechtfertigt ist.