In der Diskussion über gendergerechte Sprache wird intensiv über die Vor- und Nachteile debattiert. In diesem Kapitel kannst du dich mit den Argumenten beider Seiten auseinandersetzen.
Pro und Contra gendergerechte Sprache
Argumente für die Nutzung gendergerechter Sprache
Es existieren gesetzliche Grundlagen, die das Verwenden einer geschlechtergerechten Sprache unterstützen.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Artikel 3
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Artikel 3
- Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
- Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
- Niemand darf wegen seines Geschlechtes [...] benachteiligt oder bevorzugt werden.
Aufgabe
- Lies den Artikel 3 aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.
- Leite aus dem Artikel ein Argument für die Nutzung gendergerechter Sprache ab.
- Scheibe dein Argument auf. Um Argumente zu sammeln, kannst du sie hier nach und nach in ein Dokument notieren. Es ist auch möglich, mit anderen gemeinsam an einem Dokument zu arbeiten.
Sprache das Mittel, mit dem wir die Welt beschreiben und erfassen. Durch Sprache können wir komplexe Gedanken mit anderen austauschen. Wie wir unsere Sprache benutzen, hat deshalb auch Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung der Welt. Mit anderen Worten: Sprache beeinflusst unsere Realität. Sprache kann diskriminieren – oder Diskriminierung entgegenwirken.
Quelle
Auszug aus dem Buch „Gendergerechte Sprache“ von Tinka Beller
Quelle
Auszug aus dem Buch „Gendergerechte Sprache“ von Tinka Beller
§
Gleichberechtigung und Sprache – wie hängt dies zusammen?
Die nach wie vor privilegierte Stellung der (weißen, heterosexuellen) Männer in unserer Gesellschaft zeigt sich beispielsweise daran, dass Männer bessere Aufstiegschancen im Beruf haben und besser bezahlt werden (Gender-Pay-Gap).
Diese „hegemoniale Männlichkeit“ spiegelt auch die Sprache wider. Die deutsche Sprache ist eindeutig männlich. Sprache beeinflusst Denken und Wahrnehmen. Je männlicher die Sprache ist, umso größer ist die Benachteiligung von Frauen.
[...]
Aktuell ist das generische Maskulinum noch sehr verbreitet. Dabei nutzt man das grammatische Maskulinum auch bei gemischten Gruppen oder wenn das Geschlecht unbekannt ist. Dies beeinflusst jedoch nachweislich die Wahrnehmung zuungunsten der Frauen, die nur „mitgemeint“, aber nicht sichtbar sind. Gendergerechte Sprache setzt sich dagegen für eine Anerkennung von Diversität, das heißt Vielfalt ein.
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Aufgabe
- Arbeitet im Team zu zweit.
- Notiert stichwortartig mindestens zwei Argumente aus dem Video für die Verwendung gendergerechter Sprache.
- Schreibt die Argumente in euren eigenen Worten in eure Argument-Sammlungen.
Tipp: Ihr könnt den Filmausschnitt zwischendurch anhalten und ihn euch auch mehrmals ansehen, um die erforderlichen Informationen zu erfassen.
Argumente gegen die Verwendung gendergerechter Sprache
Kritiker wenden ein, dass die Verwendung gendergerechter Sprache nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Geschlechterungerechtigkeit seien. Die Tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter in der Gesellschaft könne nicht allein durch sprachliche Veränderungen erreicht werden. Zum Beispiel führt Gendern nicht automatisch dazu, dass Frauen besser bezahlt werden.
Im Jahr 2021 hielt laut einer Umfrage des MDR die Mehrheit der Befragten aus Mitteldeutschland das Gendern für unwichtig.
Aufgabe
- Benenne die Bevölkerungsgruppen, die sich in der Umfrage tendenziell gegen das Gendern ausgesprochen haben.
- Nenne den Grund, den die Moderatorin hinter der Abneigung gegenüber gendergerechter Sprache vermutet.
Zudem wird kritisiert, dass gendergerechte Sprache Unterschiede erst hervorhebt. Dies zeigen etwa die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2022, für die Personen im Alter zwischen 14 und 35 befragt wurden.
Quelle
Auszug aus Studienergebnissen des Rheingold Instituts von 2022
Quelle
Auszug aus Studienergebnissen des Rheingold Instituts von 2022
§
Wachsende Sehnsucht nach verbindendem Miteinander wird durch die „Stolperfalle“ Gendern paradoxerweise erfüllt und verletzt
In einer durch viele Krisen und Debatten der letzten Jahre zunehmend
zerrissenen Gesellschaft wächst die Sehnsucht nach einem besseren
Miteinander, nach Inklusion und Toleranz. Psychologisch betrachtet kann
diese Sehnsucht durch das Gendern paradoxerweise ebenso bedient als
auch konterkariert werden. Vor allem die Pause, die durch das Gendern im
Sprachfluss erlebt wird, „ist wie ein holpriges, abruptes Loch“
(Interview-Zitat), das irgendwann vom Inhalt wegbringt und ablenkt.
Dieses Loch wird häufig wie eine sprachliche „Stolperfalle“ beschrieben,
[...]
als Behinderung im Sprachfluss, die das Trennende eher verstärkt als
aufhebt: „Durch die Gendersprache wird der Unterschied zwischen Männern
und Frauen viel mehr dargestellt, das wird krasser auseinanderdividiert,
das soll es doch gerade nicht“.
„Wo ein *innen, da ein Außen.“
Zum Ausdruck
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Aufgabe
Lies den Auszug aus den Studienergebnissen des Rheingold Instituts.
- Erkläre, wie gendergerechte Sprache zum einen Unterschiede zwischen den Geschlechtern ausgleichen soll, zum anderen aber auch betonen kann.
Aufgabe
- Arbeitet zu zweit im Team.
- Notiert stichpunktartig mindestens zwei Argumente aus dem Video gegen das Gendern.
- Schreibt die Argumente in euren eigenen Worten in eure Argument-Sammlungen.
Tipp: Ihr könnt den Filmausschnitt zwischendurch anhalten und ihn euch auch mehrmals ansehen, um die erforderlichen Informationen zu erfassen.
Weiterführende Links
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Hier findest du weitere Inhalte zum Thema gendergerechte Sprache:
Aufgabe
- Fertigt eine Mindmap zur Übersicht über die Argumente für und gegen das Gendern an, die ihr in diesem Kapitel kennengelernt und gesammelt habt.
Zeichnet die Mindmap per Hand oder erstellt sie hier online. Durch + und - können dabei Begriffe und Bilder hinzugefügt und auch wieder entfernt werden.