Die Menschen in Deutschland konsumieren durchschnittlich zehn Stunden am Tag Medien: Internet, Fernsehen, Radio, Musik, Social Media, Bücher, Podcasts etc. Diese Medien beeinflussen die öffentliche Meinung. Daran sind natürlich viele interessiert: Politik, Unternehmen, Lobbygruppen. Sie alle wollen ihre Botschaften möglichst intensiv an möglichst viele Menschen bringen.
In diesem Modul geht es um die Medienwelt und ihre Abhängigkeiten und Verbindungen.
Die Medienwelt in unserer Demokratie
Verflechtungen in der Medienlandschaft
In der Medienwelt gibt es viele verschiedene Akteure: Medienproduzenten, -konsumenten und Interessengruppen haben häufig unterschiedliche Interessen und Absichten. Daher entstehen Medien nicht in einem objektiven Raum. Sie haben immer auch mit Meinungen und Absichten zu tun und nehmen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Das birgt Chancen und Risiken.
Perspektive A: Medien als Manipulationsinstrument in der Demokratie
Perspektive A: Medien als Manipulationsinstrument in der Demokratie
Politik und Medien beeinflussen sich gegenseitig stark.
Politiker nutzen die Medien, um ihre Botschaften zu verbreiten und ihre Ziele zu erreichen. Gleichzeitig sind die Medien auf die Politik angewiesen, um Informationen zu erhalten.
Diese enge Beziehung wird oft kritisiert. Politiker versuchen vor allem im Fernsehen, das die Menschen durchschnittlich 238 Minuten pro Tag konsumieren, ihre Botschaften in beliebte Sendungen zu bringen. Dies führt zu einer verstärkten Inszenierung von Politik und wird häufig als „Polit-Theater“ bezeichnet.
Ein damit verbundener Trend ist die zunehmende Personalisierung von Themen, bei der bestimmte Personen im Vordergrund stehen und die komplexen Zusammenhänge oft nicht ausreichend erläutert werden.
Politiker passen ihre Ziele und Sprache immer mehr den Anforderungen der Massenmedien an, was langfristige, rationale Entscheidungen beeinträchtigen kann: Niemand möchte mehr komplexe Sachverhalte erörtern und alle Argumente abwägen.
Kritiker argumentieren, dass erfolgreiche Politik heutzutage vor allem medientauglich sein muss. Deshalb haben Regierung und Parteien eigene Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit, die die mediale Darstellung ihrer Arbeit sicherstellen. Politiker rekrutieren sogar gezielt Journalisten für diese Abteilungen.
Der Bundeskanzler verfügt über das Presse- und Informationsamt, in dem etwa 480 Menschen daran arbeiten, die Arbeit der Regierung zu kommunizieren. Diese Kommunikation kann die Berichterstattung beeinflussen, indem über Themen so berichtet wird, wie es die Regierung möchte.
Politiker nutzen auch verstärkt Social-Media-Kanäle, um Wähler zu erreichen. Auch hier werden Themen reduziert und schlaglichtartig präsentiert.
Medien werden oft kritisiert, weil sie ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit zeichnen und sich auf Sensationen und Katastrophen konzentrieren, um ihre Auflage zu steigern. Dies hat besonders während der Corona-Pandemie für Diskussionen gesorgt. Einen kritischen Artikel von zwei Journalismus-Professoren zu diesem Thema findest du hier.
Medienunternehmen sind wirtschaftlich abhängig und müssen ihre Einnahmen sichern. Dies hat dazu geführt, dass traditionelle Printmedien unter Druck geraten sind und weniger in Qualität investieren können. Das bedeutet weniger Recherche und qualitativ immer schlechterer Journalismus. Häufig werden Meldungen von Nachrichtenagenturen einfach übernommen und nicht mehr geprüft und eingeordnet.
Die Eigentümer von Medienunternehmen haben viel Macht und können Meinungen beeinflussen. Die meisten großen Zeitungen und Zeitschriften gehören nur wenigen Konzernen (meist Bertelsmann, Springer, Burda oder Bauer).
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Perspektive B: Medien als Regulativ in der Demokratie
Perspektive B: Medien als Regulativ in der Demokratie
Auch wenn unsere Gewaltenteilung drei Säulen definiert (Legislative, Exekutive, Judikative) werden die Medien häufig als „vierte Gewalt“ im Staat angesehen. Dabei sollen sie explizit keine Säule der Gewaltenteilung sein, sondern außerhalb staatlicher Institutionen die Arbeit der Politik und ihre Themen an die Bürgerinnen und Bürger vermitteln, aber auch kontrollieren und Missstände aufdecken. Dafür sollen die Medien unparteiisch sein und alle Seiten berücksichtigen, so dass sich die Menschen gut informiert ihre eigene Meinung bilden können.
Medien haben aber noch mehr Funktionen in einer Demokratie:
- Information: Über wichtiges öffentliches Geschehen müssen die Menschen in einer Demokratie umfassend und verständlich informiert werden.
- Meinungsbildung: Um Menschen die Meinungsbildung zu ermöglichen, müssen wichtige Fragen in freien und offenen Diskussionen beleuchtet werden. Diese können durch die Medien organisiert und gestaltet werden.
- Kontrolle der Politik: Wenn Mitglieder der staatlichen Institutionen sich falsch verhalten oder andere Missstände auftreten, müssen diese benannt werden.
- Bildung: Es muss ein Angebot bestehen, sich zu aktuellen und relevanten Themen weiterzubilden, auch für jüngere Personen (z. B. schulische Bildung, populärwissenschaftliche Sendungen, Vorschulerziehung, Lehrsendungen für Jugendliche)
- Unterhaltung: Medien sollen auch für Zerstreuung und Spaß sorgen. Dabei entstehen z. B. neue Mischformen wie das Infotainment.
Für all diese Funktionen ist die Qualität der Medien ausschlaggebend. Dazu müssen diese Kriterien beachtet werden:
- Transparenz: Wird offengelegt, wie ein Beitrag zustande gekommen ist und woher die Informationen kommen?
- Aktualität und Relevanz: Werden alle aktuellen und wichtigen Themen aufgegriffen?
- Objektivität: Ist klar erkennbar, ob es sich bei einem Beitrag um Information oder um die Meinung des Journalisten geht? Ist die Berichterstattung ausgewogen? Werden Hintergründe erklärt? Werden Informationen eingeordnet?
- Originalität: Wurde für diesen Beitrag eine eigene und unabhängige Recherche angestellt?
- Reduktion: Wurde ein Thema sinnvoll vereinfacht, auch passend zum Medienformat?
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Um ihre Rolle als „vierte Säule“ in unserer Demokratie erfüllen zu können, müssen die Medien frei sein in ihrer Arbeit (Pressefreiheit) und muss eine Vielfalt an journalistischen Angeboten vorherrschen, so dass sich die Menschen nicht nur einseitig informieren können.
Aufgabe
Medienlandschaft in Deutschland
Nutze die beiden Videos, um dich über die Medienlandschaft in Deutschland zu informieren. Notiere dir Stickpunkte zu diesen Fragen:
- Wie setzt sich die Medienlandschaft in Deutschland zusammen? Welche Medien sind wichtig?
- Wie vielfältig ist das Angebot, z. B. für Zeitungsleserinnen und -leser
Aufgabe
Diskutiert in der Gruppe:
- Wozu führt es, wenn sich die Medienvielfalt reduziert?